Mit seinen schmutzigen Fingern beginnt er an unseren Schranktüren zu zerren. Er kennt ja nur amerikanische Wohnmobile, die haben keine Schnappverschlüsse. Erschrocken demonstriere ich, wie sich unsere Klappen öffnen lassen. Pflichtbewusst wirft er einen Blick auf Töpfe und Tassen, T-Shirts und Jeans.
”Eh, muchos libros!” staunt er beim Anblick unserer Reisebibliothek und blättert neugierig im Mexikoreiseführer. Dann fällt ihm wieder ein, warum er hier ist. ”Und was ist mit den Waffen? Haben Sie keine Pistolas?”
”Nein, nein, wir sind aus Alemania, wir haben keine Pistolas, wir haben nur Bücher.”
”Aaah, Alemania!”, sein Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen. ”Fußball - Beckenbauer - sehr gut! Aber bei der Weltmeisterschaft werden wir euch besiegen!”
Damit ist die Kontrolle beendet und wir werden weitergewinkt. Im Amimobil vor uns wird noch eifrig gesucht und debattiert. Im Weiterfahren entdecke ich einen weiteren Uniformierten. Er hält eine lange Leine in der Hand, die quer über die Fahrbahn läuft. Am anderen Ende der Leine ist, primitiv aber äußerst wirksam, ein langes Nagelbrett befestigt! Gas geben und einfach durchfahren ist also bei solchen Kontrollen, auch wenn sie noch so häufig und lästig sind, nicht angebracht!
Alle 100 bis 200 km sind diese Militärkontrollen postiert - die vielen Wehrpflichtigen im kinderreichen Mexiko müssen beschäftigt werden. Außerdem kann man auf diese Weise auch die ungeliebten Amerikaner ein wenig ärgern - natürlich nicht zu sehr - gerade nur soviel, dass sie nicht wegbleiben und ihr Geld woanders ausgeben. Weil natürlich jeder Gringo erst mal für einen US-Amerikaner gehalten wird, steht vorne und hinten an unserem Wohnmobil ganz groß ”Alemania”. Auch die Kanadier kleben übrigens demonstrativ ihr Ahornblatt an die Windschutzscheibe - Deutsche haben jedoch in Mexiko einen Sonderbonus. ...