»Ein wenig verrückt wart ihr ja schon immer«, stellte die Nachbarschaft fest.
Damit waren wir gemeint. Hildegard und Peter Grünthaler, ein gutbürgerliches Ehepaar, mit zwei erwachsenen Söhnen und einem längst abbezahlten Reihenhaus.
Mag sein, dass man uns wirklich für verrückt hielt. Wenn das halbe Dorf an unserer Garage vorbei zur Kirchweih pilgerte, während wir, angetan mit Schutzmasken und Handschuhen unsere eigenen Surfbretter shapten und laminierten, ernteten wir mehr als ein verwundertes Kopfschütteln. Und wenn dann aus dem Festzelt bierselig und lautstark »Countryroads take me home!« ertönte, wusste zumindest Peter bereits, dass er die Countryroads nach West Virginia irgendwann mal selbst befahren wollte, denn mit seinem von frühester Jugend an schwelenden Fernweh hat er mich erst später angesteckt.
Als wir anfingen, unser Haus auszuräumen und die Möbel zu verkaufen, damit eine junge Arztfamilie mit ihren monatlichen Mietzahlungen unsere große Traumreise mitfinanzieren konnte, war das allgemeine Kopfschütteln gar nicht mehr so groß. Die Nachbarschaft wusste ja nicht, dass Peter ursprünglich die Welt umsegeln wollte. Weil aber ich nach dem zweiten Yachtchartern gesagt hatte: »Weltumsegeln, nicht mit mir!«, wartete nun statt einer Segelyacht ein aus zweiter Hand gekauftes Bimobil auf einem 410er Mercedes vor der Haustür aufs Beladen.
In der Firma hielt man Peter auch für verrückt. Mit 56 einen lukrativen Job aufgeben, um künftig durch die Welt zu ziehen, anstatt CNC-gesteuerte Werkzeugmaschinen an den Mann, bzw. die Industrie zu bringen, kam eben auch nicht so oft vor.
Dass wir das Wohnmobil, das wir auf den allerletzten Drücker gekauft hatten, erst auf der Fahrt nach Bremerhaven mit einer allerersten Übernachtung einweihten, war wahrscheinlich wirklich verrückt.
Erfahrene Langzeitreisende erklärten uns dann auch, dass man das richtige Reisen erst lernen müsse, weil viele zu Anfang den gleichen Fehler begingen wie wir, und viel zu ungeduldig und zu schnell losdüsten. In den folgenden drei Jahren hatten wir dann aber genügend Zeit es zu lernen. Damit nachfolgende Reisende diese Fehler nicht wiederholen, habe ich auch darüber in den »Tausend Tagen« berichtet.
Während dieser erlebnisreichen Zeit ging uns das Reisen im Wohnmobil so sehr in Fleisch und Blut über, dass wir einige Jahre später, inzwischen hatten wir einen Hund, noch einmal ein Wohnmobil für ein Jahr über den Großen Teich nach Nordamerika schickten.
Natürlich ist auch darüber ein Buch entstanden. In »On the Road - Ein Jahr mit Wohnmobil und Hund durch Nordamerika« erfährt der reisefreudige Hundehalter, was er beachten muss, wenn er seinen Vierbeiner mit über den großen Teich nehmen will. Natürlich ist das Buch nicht nur für Hundehalter interessant, denn alle wichtigen planungsrelevanten Details wurden übersichtlich in den Infoteil verbannt.