Sicherheit beim Campen, wilden Campen und freien Übernachten
vonHildegard Grünthaler
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24 Jan., 2019
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Richtiges Verhalten abseits offizieller Stell- und Campingplätze
Vermutlich kennt jeder jemanden, der jemanden kennt, der nachts im Wohnmobil mit Gas betäubt und ausgeraubt wurde. Mitunter wird das als Ammenmärchen abgetan, aber wir haben durchaus auch Camper getroffen, denen es selbst passiert ist. Hakt man nach, dann haben so ziemlich alle Betroffenen in der vermeintlichen Sicherheit einer belebten Autobahnraststätte übernachtet, - zwischen den Lastwagen, wie es sogar schon vom ADAC empfohlen wurde. Dabei sind Autobahnraststätten nicht nur wegen des dauerhaft hohen Geräuschpegels so ziemlich der schlechteste Übernachtungsplatz, den sich ein Camper, egal ob im Wohnmobil oder Wohnwagen, aussuchen kann. Dazu muss man sich nur mal in die Lage des oder der Räuber versetzen. Als Erstes müssen potenzielle Opfer gefunden werden. Wo sucht man die am einfachsten? In einem abgelegenen Sträßchen? Irgendwo im Wald? Ziemlich mühselig, bekommt man doch an den großen Autobahnrastplätzen die Opfer auf dem Silbertablett serviert. Und wie ist es mit der vermeintlichen Sicherheit der Masse? Wer weiß denn schon, wer zu welchem Mobil oder LKW gehört? Wer sieht schon in der Nacht, ob da jemand mit dem Schlüssel sperrt, oder an der Tür manipuliert? Wer reagiert schon auf eine evtl. loshupende Alarmanlage? Werden die Ganoven tatsächlich mal ertappt, müssen sie so schnell wie möglich verduften. Wo geht das schneller als auf der Autobahn? Nicht umsonst passieren die meisten nächtlichen Aufbrüche im Großraum vieler Autobahnkreuze. Besonders gefährlich für Camper sind der Großraum Lyon bzw. generell die Autobahn durchs Rhonetal. Ebenso die spanischen Autobahnen. Aber mit der steigenden Beliebtheit des Wohnmobilreisens haben die Ganoven längst auch die deutschen Autobahnraststätten entdeckt.
Wer nur wenige Wochen Urlaub hat, wird natürlich keine Zeit haben, so wie wir, gemächlich über Nebenstraßen zu zuckeln. Aber zum Übernachten sollte man unbedingt runter von der Autobahn. Ist kein offizieller Stellplatz in der Nähe, empfiehlt es sich, irgendwo einen Platz in einem ruhigen Nebensträßchen zu suchen. In Spanien bieten sich unfertige Baugebiete oder Feriensiedlungen an. Sehr sicher sind auch spanische Wohngebiete, die aber meist sehr laut sind, weil dort die Kinder oft noch nachts auf der Straße herumtoben.
Wie sicher die vom Wohnmobilhandel angebotenen Gaswarngeräte sind, wissen wir nicht. In unserem ersten Wohnmobil, als wir inpunkto Wildcampen noch unerfahren waren, riss uns nachts oft unsere eingeschaltete Alarmanlage aus dem Schlaf. Es dauerte eine Weile, bis wir kapierten, dass dieses Ding die unangenehme Eigenschaft hatte, einfach grundlos loszututen. Im Grunde fühlten wir uns eigentlich immer sicher, nicht zuletzt auch durch die stabile Zwischentür zum Aufbau. (Funktioniert fast nur bei Alkovenmobilen). Hundehalter schwören natürlich auf ihre vierbeinige Alarmanlage. Egal ob mit oder ohne Alarm, egal ob man alleine steht oder nicht, beim Übernachten abseits von offiziellen Stell- oder Campingplätzen sollte man prinzipiell so stehen, dass man ohne rangieren sofort losfahren könnte. Außerdem darf im Wohnmobil nichts herumstehen, was bei einem plötzlichen Aufbruch herunterfallen könnte. Der Schlüssel sollte immer griffbereit am selben Platz sein. Es ist auch immer sinnvoll, auf die so genannte »innere Stimme« zu hören. Hat man beim anvisierten Übernachtungsplatz kein gutes Gefühl, sollte man unverzüglich weiterfahren.
Wildes oder freies Campen Es wird viel darüber diskutiert, was nun »wildes Campen« ist, und was nicht, bzw. wo es erlaubt oder verboten ist. Unter »Camping« verstehe ich, dass man die Markise ausfährt, Tisch und Stühle aufstellt usw. Das Schild mit dem durchgestrichenen Zelt gilt meiner Meinung nach nicht für ein einfaches Übernachten im Wohnmobil. Anders sieht es aus, wenn ein Schild explizit das Übernachten im Wohnmobil verbietet. Wir kannten in der Vergangenheit hier in Deutschland einige wunderbare Stellen, wo das problemlos möglich war. Leider sind diese Plätze inzwischen offizielle und auch kostenpflichtige Stellplätze. Auch in Südeuropa - Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien - haben wir immer wieder auf zum Teil herrlichen Plätzen, wild gecampt - allerdings nur außerhalb der Saison. Campt man auf solch einem Platz alleine, sollte man in der Nacht Tisch und Stühle aufräumen. Die Markise lassen wir prinzipiell nachts nicht draußen. Nachts aufstehen, weil der Wind an der Markise rüttelt, ist nicht lustig.
Aber nicht nur beim wilden Campen sollte man die Augen offenhalten. Auch auf offiziellen Stell- und Campingplätzen ist es sinnvoll, ein gewisses Maß an Vorsicht walten zu lassen. Wer hinter seinem Wohnmobil im Schatten sitzt, während vorne die Tür offensteht, dem geht es evtl. wie einem Ehepaar an einem See irgendwo in Frankreich: Geld weg, Papiere weg. Auch dem Ehepaar, das auf einem Stellplatz am Gargano die Tür offenstehen ließ, während beide mit Wasserkübeln von einem nur wenige Meter entfernten Hahn den Frischwassertank befüllten, passierte das: Geld weg, Handy weg, Papiere weg. Niemand möchte das erleben müssen. Wir beide sind seit Jahr und Tag Camper. Zuerst während der Ferien mit dem Wohnwagen und später mit dem Wohnmobil. Wir haben uns von Europa bis Afrika, von Nordamerika bis Neuseeland und Australien überall in der Welt herumgetrieben, aber das einzige Mal, dass uns etwas gestohlen wurde, war auf einem deutschen Campingplatz: Man hatte uns während unserer Abwesenheit die Antischlingerkupplung vom Wohnwagen abmontiert. Wir haben uns deswegen nicht verdrießen lassen und sind im Grunde unseres Herzens passionierte Wildcamper.
In Europa, in Nordamerika, Australien und Neuseeland haben wir freies Camping in seiner schönsten Form genossen. Langzeitreisende, die oft viele Monate oder sogar mehrere Jahre im rollenden Heim unterwegs sind, egal ob in Europa oder Übersee, sind ohnehin meist bestrebt, den Faktor Campinggebühren so gering wie möglich zu halten.
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